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Gesichter der Geschichte

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Titel
Gesichter der Geschichte - Schicksale aus Tirol 1914-1918
Personen
Hauptautorität
Forcher, Michael
Verfasser/-in
Verfasser/-in
Ressource
Buch
Umfang
303 S.
Schlagwörter
Veröffentlichungsangabe
Erscheinungsdatum
2015
Erscheinungsort
Innsbruck [u.a.]
Verlagsname
Haymon-Verl.
-
Quelle: Pool Feuilleton; Die großen Zerwürfnisse der Geschichte können von den Historikern noch so hautnah dokumentiert werden. Begreifbar werden sie letztlich nur, wenn die Auswirkungen auf den jeweiligen Lebenslauf der Beteiligten und Überrollten beschrieben sind. Das Gesicht, wahllos aus der Geschichte gepflückt, erzählt mit einem Blick die Folgen der Ereignisse, die sonst quellenreich aufbereitet werden müssen. Der Historiker Michael Forcher umreißt in der Ausstellung von vierundvierzig Schicksalen im und nach dem Ersten Weltkrieg jeweils in kurzen Darstellungen der historischen Lage. Der Chronist Bernhard Mertelseder weist auf die Glaubwürdigkeit und Eindringlichkeit der Quellen hin. Viele Tagebuchaufzeichnungen sind nach dem Krieg im Sinne einer Selbsttherapie ins Reine geschrieben worden, viele Feldpostkarten sind als quasi öffentliche Post von der Zensur auf Amtsfloskeln zurechtgestutzt worden. Am ergreifendsten sind vielleicht die beiden Abschlussbilder am Ende des Buches, worauf Gesichter zu sehen sind, von denen man nichts weiß. Als Leser ist man sofort berührt von diesem Verlöschen der Gesichter im bloßen Fortschreiten der Zeit. Dennoch prägen sich sofort die schier unglaublich aufwühlenden Darstellungen der Helden wider Willen ein. Wenn etwa jemandem in den Kiefer geschossen wird und er als erstes die verstreuten Zähne sieht, ehe er daran geht, sein deformiertes Gesicht abzutasten. Diese Ich-Perspektive macht eine Verwundung erst richtig tastbar. Elend und Tod an den umliegenden Kameraden erstarren oft an der Sprachlosigkeit des Gesehenen, sodass sich nur Worte transportieren lassen. Die aufgeführten Schicksale reichen von der ersten Schlacht, wo es schon die ersten Tiroler in Galizien erwischt hat, da sind sie noch gar nicht aus dem Zug ausgestiegen, bis hin in den Orient, wohin es den Maler Artur Nikodem verschlagen hat. Einer kommt beim Wasserholen in Gefangenschaft, wird Invalide, und stirbt erst ein Vierteljahrhundert später. Für den nächsten Tag ist Sturm befohlen, schreibt jemand nach Hause, wie man üblicherweise die Wetterprognose abgibt. (27) In einem weiteren Falle bekommen die Eltern ihre Post an den Sohn zurück mit dem Vermerk: "retour - gefallen". (37) Neben dem beruflichen Desaster, das die meisten erleben müssen, sind es auch Liebschaften in Notzeiten, die ins Extreme gehen. Ein Erstling bleibt freiwillig in Sibirien, zu Hause übergibt die Mutter den Hof aber dennoch nicht an den nächsten Sohn, weil er ja doch eines Tages heimkommen muss. Umgekehrt hat eine Bauersfrau vom russischen Gefangenen am Hof ein Kind, dennoch muss man den Russen wieder nach Hause schicken. Eine Kellnerin in Kastelruth wird von einem angesoffenen Offizieren mit den Worten erschossen: "Wein her oder ich schieße!" (231) Auch hinter der Front ist es stets gefährlich, zumal wenn Österreicher anwesend sind. Das Bilder-Buch der realen Geschichte ist ein berührendes Dokument über die Schicksale aus Tirol zwischen 1914 und 1918. Letztlich sind es die Angehörigen, Chronisten und Bibliothekare, die diese Menschen unsterblich gemacht haben. Helmuth Schönauer
Manifestation
Titel
Haupttitel
Gesichter der Geschichte
Titelzusatz
Schicksale aus Tirol 1914-1918
Ressource
Buch
Veröffentlichungsangabe
Erscheinungsdatum
2015
Erscheinungsort
Innsbruck [u.a.]
Verlagsname
Haymon-Verl.
ISBN13
978-3-7099-7217-5
ISBN10
3-7099-7217-5
Körperschaften
Verlag
Schlagwörter
Interessenskreise
Datenträgertyp
Band
Verantwortlichkeitsangabe
Verantwortlichkeitsangabe, die sich auf den Haupttitel bezieht
Michael Forcher ; Bernhard Mertelseder
Umfang
303 S.
Veröffentlichungsangabe
Erscheinungsdatum
2015
Erscheinungsort
Innsbruck [u.a.]
Verlagsname
Haymon-Verl.
Listenpreis
0.0 €
Kommentare
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Katalogisat importiert von: Rezensionen online open (inkl. SB Salzburg)
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Quelle: Pool Feuilleton; Die großen Zerwürfnisse der Geschichte können von den Historikern noch so hautnah dokumentiert werden. Begreifbar werden sie letztlich nur, wenn die Auswirkungen auf den jeweiligen Lebenslauf der Beteiligten und Überrollten beschrieben sind. Das Gesicht, wahllos aus der Geschichte gepflückt, erzählt mit einem Blick die Folgen der Ereignisse, die sonst quellenreich aufbereitet werden müssen. Der Historiker Michael Forcher umreißt in der Ausstellung von vierundvierzig Schicksalen im und nach dem Ersten Weltkrieg jeweils in kurzen Darstellungen der historischen Lage. Der Chronist Bernhard Mertelseder weist auf die Glaubwürdigkeit und Eindringlichkeit der Quellen hin. Viele Tagebuchaufzeichnungen sind nach dem Krieg im Sinne einer Selbsttherapie ins Reine geschrieben worden, viele Feldpostkarten sind als quasi öffentliche Post von der Zensur auf Amtsfloskeln zurechtgestutzt worden. Am ergreifendsten sind vielleicht die beiden Abschlussbilder am Ende des Buches, worauf Gesichter zu sehen sind, von denen man nichts weiß. Als Leser ist man sofort berührt von diesem Verlöschen der Gesichter im bloßen Fortschreiten der Zeit. Dennoch prägen sich sofort die schier unglaublich aufwühlenden Darstellungen der Helden wider Willen ein. Wenn etwa jemandem in den Kiefer geschossen wird und er als erstes die verstreuten Zähne sieht, ehe er daran geht, sein deformiertes Gesicht abzutasten. Diese Ich-Perspektive macht eine Verwundung erst richtig tastbar. Elend und Tod an den umliegenden Kameraden erstarren oft an der Sprachlosigkeit des Gesehenen, sodass sich nur Worte transportieren lassen. Die aufgeführten Schicksale reichen von der ersten Schlacht, wo es schon die ersten Tiroler in Galizien erwischt hat, da sind sie noch gar nicht aus dem Zug ausgestiegen, bis hin in den Orient, wohin es den Maler Artur Nikodem verschlagen hat. Einer kommt beim Wasserholen in Gefangenschaft, wird Invalide, und stirbt erst ein Vierteljahrhundert später. Für den nächsten Tag ist Sturm befohlen, schreibt jemand nach Hause, wie man üblicherweise die Wetterprognose abgibt. (27) In einem weiteren Falle bekommen die Eltern ihre Post an den Sohn zurück mit dem Vermerk: "retour - gefallen". (37) Neben dem beruflichen Desaster, das die meisten erleben müssen, sind es auch Liebschaften in Notzeiten, die ins Extreme gehen. Ein Erstling bleibt freiwillig in Sibirien, zu Hause übergibt die Mutter den Hof aber dennoch nicht an den nächsten Sohn, weil er ja doch eines Tages heimkommen muss. Umgekehrt hat eine Bauersfrau vom russischen Gefangenen am Hof ein Kind, dennoch muss man den Russen wieder nach Hause schicken. Eine Kellnerin in Kastelruth wird von einem angesoffenen Offizieren mit den Worten erschossen: "Wein her oder ich schieße!" (231) Auch hinter der Front ist es stets gefährlich, zumal wenn Österreicher anwesend sind. Das Bilder-Buch der realen Geschichte ist ein berührendes Dokument über die Schicksale aus Tirol zwischen 1914 und 1918. Letztlich sind es die Angehörigen, Chronisten und Bibliothekare, die diese Menschen unsterblich gemacht haben. Helmuth Schönauer
Sprache der Expression
Deutsch
Illustrierender Inhalt
zahlr. Ill.
Titel
Bevorzugter Titel des Werks
Gesichter der Geschichte
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